Interview und Pressebericht zur Einreichung „impuls“ von 22quadrat:
Das Relief sieht digital generiert aus. War dem so? Wie wurde die exakte Form gefunden?
Die Anmutung der Arbeit entstand aus einem analogen Vorgang, Wasser in Kontakt mit Klang zu bringen. Wasser ist in der Lage, unsichtbare Impulse sichtbar werden zu lassen, die wir “nur“ spüren können. Da es sich um Empathie-Impulse handelte, wurde der Urton, den man aus dem „OM“ oder auch aus vielen alten Kirchenglöckentönen kennt, verwendet. Er wurde in einen DUR-Intevall gebracht mit einem zweiten Ton, der vier Halbtonschritte vom Urton entfernt liegt. Der Prozess wurde filmisch und fotografisch dokumentiert. Die Hell-Dunkel-Werte wurden dann im Anschluss digital umgerechnet und durch die Ausdrucksmöglichkeiten der Backsteinfassade übersetzt.
Wurde vor Ort gemauert, oder kamen vorfabrizierte Elemente?
Die Arbeit wurde vor Ort von Hand gemauert. Hintergrund war, dass der verwendete Stein, den das Architekturbüro MMZ Architekten [Frankfurt] zuvor schon für die gesamte Fassade verwendet hatte, eine zu geringe Dichte hatte, als dass er im Kunstwerk verklebt und in Modulen vor Ort hätte installiert werden können. Zudem war er in der Kantenbildung zu unregelmäßig verarbeitet, was die exate Verklebung abermals erschwert hätte.
rob technologies und der ausführende Maurerbetrieb – entstand bei der Zusammenarbeit eine Konkurrenzsituation? Wie steht das tradierte Handwerk in einem Maurerbetrieb zu den neuen Fertigungstechnologien?
Im gesamten Projekt gab es kein Konkurrenzdenken sondern ausschließlich ein kooperatives. Alle haben an dem Werk mitgearbeitet, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Jeder hat sein ganzes Know-How eingebracht. Rob Tecnologies hat mithilfe ihrer Software die verschiedenen Winkel der einzelnen Steine errechnet, deren Verdrehung den notwendigen Schattengrad erzeugten. Mit den Handwerkern haben wir [22quadrat] eine Methode entwickelt, wie die Steine im richtigen Winkel montiert werden konnten – mittels einer eigenständig entwickelten Schablonenkonstruktuion, die eine Wirtschaftlichkeit in der Umsetzung ermöglichte ohne Fehler zu provozieren. Ohne dieses fachlich so gut ausgebildete und querdenkende Handwerkerteam hätte es niemals in der Konsequenz realisiert werden können.
Gab es bei der Ausschreibung Alternativen zu rob technologies oder haben die Züricher ein Alleinstellungsmerkmal?
Es gab keine Ausschreibung. Der Kontakt zu Rob Tecnologies kam durch einen gemeinsamen Bekannten [Fabio Gramazio von Gramazio Kohler Architekten aus Zürich] zustande. Rob Tecnologies haben von anfang an kooperativ ihr Wissen mit eingebracht, lange bevor es zur Beauftragung kam. Ohne diesen intensiven Austausch vorab wäre das Projekt so in der Form nicht zustande gekommen.
Der Ziegelstein wird als „eines der archaischsten Baumittel“ von Euch beschrieben. Was war ausschlaggebend, mit dem uralten Baustoff ein digital anmutendes Relief zu bauen?
Der Backstein wurde schon ausgewählt, bevor die Option im Raum stand, daraus ein Relief zu entwickeln. Er wurde als Zitat verwendet, das sich auf die umliegenden Gebäude bezog, die den Neubau umgeben. Er sollte sich einfügen und gleichzeitig seine Eigenständigkeit bewahren.
Wassertrichziegel besitzen eine gewisse Ungenauigkeit und rustikalen Charme. Warum wurden gerade diese Ziegel gewählt?
Der Stein sollte eine gewisse Natürlichkeit ausstrahlen, die dem Pallottiner Orden und seinem Anliegen gerecht wird.
Ziegel und Mörtel sind optisch mit einer ganz homogene Farbgebung in warmem Grau ausgeführt. Wurden dafür die einzelnen Materialien durchgefärbt oder musste abschließend gestrichen werden?
Der Stein hatte von Beginn an seine eigene Färbung, ebenso der Mörtel. Im Nachhinein wurde die Wand nicht mehr nachbearbeitet.
Das Wandrelief geht über mehrere Stockwerke (Abmessungen gesamt?). Wie erfolgte Montage und Verankerung der Vorsatzschale?
Das Relief wurde als Vormauerwerk mit einer Verankerung in der dahinterliegenden Wand erstellt. Der Abstand zur hinterliegenden Wand ergab sich aus dem maximalen Eindrehwinkel von 16 Grad der Steine zur Erzeugung der Schattenbildung.
Gab es von den heutigen Bewohnern der Anlage besondere Reaktionen auf die Wandgestaltung?
Die Arbeit wurde von allen Bewohner äußerst positiv aufgenommen. Es unterstützt die empathische Atmosphäre des Ortes merklich. Als wir bei der Eröffnung des Gebäudes eintrafen konnte man die Faszination aller Menschen für die Atmosphäre dort regelrecht spüren. Wir sind sehr glücklich darüber, für solch einen wundervollen Ort mit so empathischen Menschen eine Arbeit entwickeln haben zu dürfen.
Diese Publikation wurde im Rahmen der Serie „SMART MATERIALS“ in der md veröffentlicht.