Der ICD Aggregate Pavilion 2015 ist eine architektonische Struktur, die auf einem granularen System basiert. Er wurde im Sommer 2015 am Stuttgarter Institute for Computional Design (ICD) unter Leitung von Karola Dierichs und Achim Menges geplant und realisiert. Synthetische, granulare Strukturen sind aktuell ein aufstrebendes Feld in der architektonischen Forschung.
Sie bestehen aus einer Vielzahl geometrisch definierter Partikel, die allein über Reibungskräfte zueinander in Wechselwirkung stehen. In diesem Projekt wurden die Partikel dank ihrer Form mit besonderen Eigenschaften versehen, die so in der Natur (wie bei Sand oder Puder) nicht anzutreffen sind. Die normalerweise auffälligste Eigenschaft von granularen Systemen ist, dass sie sich manchmal sowohl wie Festkörper also auch wie Flüssigkeiten verhalten. So kann man bspw. auf einem festen und begehbaren Sandboden stehen und ihn ebenso wie eine Flüssigkeit in ein Gefäß schütten. Die Partikel des ICD Aggregate Pavilion 2015 sind im Gegensatz dazu so konstruiert, dass sie nicht zerfließen, sondern eine stabile vertikale Struktur bilden.
Die Säulen des Pavilions wurden computergesteuert mit einen Roboterarm aufgeschichtet, der an einigen aufgespannten Seilen befestigt war und zielgenau sein Gut auf runden Beton-Fundamenten abließ. Dabei wurden drei verschiedene Partikelgeometrien verwendet, die die Lasten unterschiedlich gut aufnehmen und verteilen können um somit den je nach Bauhöhe unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Das ermöglichte eine Konstruktion, die keine zusätzlichen Schalungselemente benötigt.
Die sternartigen Partikel wurden in einem lokalen Spritzgusswerk aus recyceltem Plastik hergestellt und sind dank der bindemittel- und klebstofffreien Anwendung wieder vollständig voneinander separierbar. Außerdem können sie beliebig oft zu anderen Strukturen zusammengesetzt werden.
Fotos: ICD University Stuttgart
